Wie aus alten Papieren Lampen werden
Recycling deluxe
Die Menschen, die das erste Mal bei mir im Studio die Objekte der rePulp-Kollektion sehen, sind meist überrascht, aus welchem Material die Lampenschirme und Accessoires hergestellt wurden.
Alle rePulp-Objekte bestehen aus verschiedenen, recycelten Papieren. Wie genau ich das mache, welche Entwicklungsarbeit darin steckt und wie aus Pappmaché eine stylische Lampe wird, könnt ihr im heutigen Blogbeitrag nachlesen.
Denn am Ende erinnert nichts mehr an das Bastelmaterial aus Kindertagen.
Woher kommt das Papier?
Das Papier für meine Lampenschirme und die anderen Objekte der rePulp-Kollektion sammle ich selbst, von zu Hause und aus dem Studio.
Auch Freunde, die Familie und Nachbarn sammeln fleißig mit, sodass ich in meinem direkten Umfeld helfen kann, die Welt ein bisschen nachhaltiger zu gestalten.
Welche Papiere werden verwendet?
Ich verwende die verschiedensten Papiere, die im Alltag anfallen:
Tages- und Wochenzeitungen
Gedruckte Zeitungen sind in Zeiten der Online-Angebote zwar seltener geworden, aber immer noch vorhanden. Hieraus entsteht nicht nur die Farbvariante „Zeitung“, sondern auch die Black Edition, bei der noch schwarze Pigmente im Spiel sind.
Werbebeilagen
Jeder kennt sie und so mancher kann sie nicht leiden, weil sie oft dicker sind als die Wochenzeitung.
Zeitschriften und Magazine
So schön sie im Moment des Betrachtens sind, mit ihren tollen Abbildungen, auch sie werden irgendwann aussortiert und wandern in den Müll.
Kopierpapier
Alter Schriftverkehr, Fehldrucke, Archive, Notizzettel und auch alte Arbeitsblätter meines Sohnes werden zu der Farbvariante „Office“.
Durch die Sortierung der Papiere vor der Weiterverarbeitung entstehen die Farbvarianten – bis auf die Black Edition. Jede Sorte hat seine eigene Farbigkeit und Textur und in Kombination mit der Oberflächenbehandlung und der schlichten Form der Objekte, kommt das Material voll zur Geltung.
Vom Papier zum Pappmaché (Papiermaché)
Nach dem Sammeln werden die Papiere nach ihrer Beschaffenheit sortiert und getrennt recycelt (siehe oben zu den Farbvarianten)
Dazu müssen die Papiere zunächst zerkleinert werden – entweder zerrissen oder geschreddert. Anschließend kommt heißes Wasser darauf und alles wird bis zu einem gewissen Grad „püriert“.
Danach muss der Brei ausgepresst werden und wird getrocknet, damit ich die Rohstoffe lagern kann.




Formen und Modellieren
Jetzt geht es an das eigentliche Pappmaché bzw. die Pulpe. Ich habe eigene Rezepturen entwickelt, nach denen ich die verschiedenen Papiere zu Pappmaché verarbeite. Ähnlich, wie bei den Vorbereitungen, braucht jedes Papier auch hier seine Extrabehandlung – alles Diven, sage ich euch!
Wie beim Backen kommen alle Zutaten in eine Butte und dann heißt es kneten, kneten, kneten bis die richtige Konsistenz erreicht ist. Handwerk hält fit.
Auf selbstgebaute Trägerformen wird die Masse, die eine ähnliche Konsistenz wie Ton hat, aufgebracht, gedrückt und gestreichelt, bis die Form ausmodelliert ist. Danach trocknen alle Objekte an der Berliner Luft für 10 – 14 Tage.




Pause zum Trocknen

Schleifen und Lackieren
Nach dem Trocknen ist vor dem Schleifen. Nachdem die Rohlinge von der Form genommen sind, kommt der Bandschleifer zum Einsatz. Die Außenseite wird damit grob vorgeschliffen bevor es mit Hand weitergeht. Jetzt kommt die endgültige Farbigkeit erst so langsam zum Vorschein.
Mehrere dünne Schichten mit UV-Lack – immer mit Zwischenschliff – bringen dann die restlichen Details heraus. Der UV-Lack sorgt nicht nur dafür, dass das Papier nicht im Laufe der Zeit vergilbt, sondern er versiegelt die Oberfläche, sodass alle Objekte mit einem feuchten Baumwolltuch gesäubert werden können.
Ein historischer Spaziergang
Papier-Recycling ist keine Erfindung der Neuzeit. Seit es Papier gibt (auch schon als noch Lumpen/Hadern darin waren), wurde es wiederverwendet.
Allerdings erst mit der Industrialisierung im 17. Jahrhundert entstanden Papiermanufakturen in Europa. Ein besonderes Beispiel einer Papiermanufaktur findet sich in Deutschland.
Dem Schloss Ludwigslust in Mecklenburg-Vorpommern war eine eigene Manufaktur angegliedert, da der Schlossherr aus finanziellen Gründen Einrichtung und fast den gesamten Zierrat aus Pappmaché herstellen ließ. Aus der „Not“ heraus, entwickelten und perfektionierten die Handwerker ihre Arbeit so weit, dass der Ludwigsluster Carton, so wurde das Papiermaché genannt, hohes Ansehen genoss.
Auf Wikipedia gibt es einen Artikel zum Schloss und einen Abschnitt über den Ludwigsluster Carton.
Wer das Schloss besuchen möchte, kann sich hier informieren. Ich war leider noch nicht da, aber sobald die pandemiebedingten Auflagen wegfallen, steht es auf dem Programm und ich werde im Blog darüber berichten.