Acrylic Pouring - Die Grundlagen
Was ist das? Materialien, Utensilien, Techniken
Acrylic Pouring ist eine Form des abstrakten Gestaltens. Die Bezeichnung kommt aus dem Englischen und heißt so viel wie Acryl(Farben) gießen. Ein sehr beschreibender Name, denn genau das ist, was Du machst, wenn Du ein solches Bild kreieren möchtest. Auf Deutsch heißt es Fließtechnik, aber der englische Begriff ist gängiger.
Seit ein paar Jahren ist diese Art des Gestaltens relativ bekannt, zumal sie zwischenzeitlich sehr im Trend lag oder es auch noch ist. Unter dem Oberbegriff versammeln sich inzwischen zahlreiche Techniken, die zwar alle das Gießen von Acrylfarbe gemeinsam haben, sich aber in der Art und Weise, wie die Farben gegossen und nachbehandelt werden, unterscheiden.
Es ist eine wunderbare Technik, um sich in Farben auszudrücken. Es macht total Spaß und man muss dafür weder zeichnen noch malen können, um schöne Ergebnisse zu erzielen. Ein bisschen Übung am Anfang und ein Verständnis weshalb bestimmte Ergebnisse zustande kommen und warum nicht. Mehr braucht es nicht.
Was Du dafür brauchst, welche Techniken es gibt und ein paar grundlegende Tipps, kannst Du hier nachlesen.
In dieser Technik stelle ich Leinwände und auch meine Untersetzer her. Bei Interesse könnt ihr gerne unter ARTs & CRAFTs nachschauen. Die Untersetzer haben eine eigene Kategorie und die Leinwände findet ihr unter Kunst.



Ein paar Beispiele in Detailaufnahmen und in verschiedenen Techniken


1. Die Utensilien
Ihr solltet zum Pouren entweder Klamotten anziehen, die Farbe vertragen können oder eine Schürze umbinden. Einmal-Handschuhe, die man durchaus mehrere Male benutzen kann, sind empfehlenswert, denn eure Hände werden definitiv mit Farbe in Berührung kommen – und das nicht zu knapp.
Eure Arbeitsfläche solltet ihr ebenfalls abdecken, denn getrocknete Farbe lässt sich nur schwer wieder entfernen. Am besten ihr benutzt etwas halbwegs Saugfähiges, damit es nicht so schwimmt. Hierfür eignet sich zum Beispiel Malervlies aus dem Baumarkt. Das hat auf der Unterseite eine Folie, die verhindert, dass die Farbe durchsickert.
Zum Mischen, sprich Verdünnen, der Farben benötigt ihr Gefäße. Das können leere Joghurtbecher, alte Trinkbecher oder auch andere Plastebehälter oder sogar Gläser sein. Jede Farbe braucht ihren eigenen Becher. Das solltet ihr beachten, wenn ihr anfangt zu sammeln.
Zum Rühren könnt ihr nehmen, was auch immer ihr findet. Nur krümeln darf es nicht, sonst habt ihr das in der Farbe. Wenn ihr euch also beim nächsten Spaziergang kleine Äste mitnehmt, macht die Rinde ab, dann kann nichts schiefgehen.
Etwas zum Abwischen braucht ihr auch. Farbreste an den Handschuhen können unerwünschte Effekte geben, sodass ihr sie zwischendurch immer wieder abwischen werdet. Hierfür eignet sich natürlich Küchenrolle, aber es geht auch nachhaltiger. Dazu mehr unter Punkt 5.
2. Materialien und Farben
Der Malgrund
Als Malgrund eignen sich verschiedenste Materialien. Nur zwei Kriterien sind wichtig: Zum einen sollten die Untergründe nicht zu saugfähig sein und sich zum anderen nicht durch die Feuchtigkeit verziehen. Die Saugfähigkeit kann man unterbinden, in dem man den Malgrund vorher versiegelt.
Ungeeignet sind Papiere und Pappen. Auch bei Malpappen (= fester Karton mit Leinwand bezogen und grundiert) habe ich festgestellt, dass sie sich zu sehr aufwölben und hinterher nur schwer bis gar nicht in ihre ursprüngliche Form zu bringen sind
Geeignet sind dagegen Leinwände (vorher schön auskeilen!), MDF, Fliesen / Keramik, Holz (ggf. vorher grundieren), Stein, Glas und mehr. Im Grunde könnt ihr alles bepouren, wenn der Untergrund die entsprechenden Eigenschaften hat. Bis hin zu Möbeln.
Eines solltet ihr aber beachten: Acrylfarben sind nach dem Trocknen zwar wasserfest, aber nicht witterungsbeständig. Somit sind sie nicht für den Außenbereich geeignet. Es sei denn ihr versiegelt euer Werk mit einem entsprechenden Lack.
Die Farben
Grundsätzlich eignet sich jede Acrylfarbe – nicht zu verwechseln mit Lack! – egal von welchem Hersteller. Um die Farben gießen zu können, müssen sie verdünnt werden.
Für den Anfang empfehle ich euch auf günstige Farben zurückzugreifen, dann seid ihr freier beim Experimentieren und hemmt euch nicht von vornherein, weil ihr die gute Farbe „verplempert“ habt, aber nicht mit dem Ergebnis zufrieden seid.
Der Unterschied zwischen günstigen und eher preisintensiven Farben liegt in den verwendeten Pigmenten und deren Anteil in der Farbe. Als Faustformel kann man sich merken: Je höher die Konzentration der Pigmente in der Farbe ist, desto teurer ist sie auch.
Aber auch: Je mehr Pigmente anteilig enthalten sind, desto leuchtender und intensiver sind die Farben! Ich verwende für meine Pouring die gleichen Farben, mit denen ich auch male. Das sind alles hochwertige Künstlerfarben.
Ein weiteres Merkmal für Leuchtkraft ist die Anzahl der verschiedenen Pigmente innerhalb einer Farbe. Sogenannte Ein-Pigment-Farben sind sehr kräftig, denn durch das Mischen von Pigmenten oder Farben, geht die Intensität flöten und die Farben wirken irgendwann schlammig.
Ich denke über das Verständnis von Farbwirkungen und das Mischen von Farben werde ich mal einen eigenen Beitrag verfassen.
Es gibt inzwischen übrigens auch schon fertig gemischte, sprich fließfähige, Farben extra für das Pouren zu kaufen. Für den einen oder anderen ist das vielleicht sinnvoll und praktisch. Die Farben werden meist in Flaschen mit Gießtülle abgefüllt und man ist sofort startbereit.
Das Pouring-Medium
Über das Pouring-Medium kann man wahrscheinlich auch ganze Abhandlungen schreiben. Man braucht es und es gibt verschiedenste Hersteller. Probiert euch ein bisschen aus, mit welchem ihr am besten könnt.
Wichtiger als ein bestimmtes Produkt zu empfehlen, ist für mich, dass ihr wisst WARUM ihr das braucht. Ihr könntet eure Farben ja auch einfach mit Wasser verdünnen und fertig. Das könnt ihr natürlich tun, aber dann leidet die Brillanz und eure Farben wirken wässrig.
Acrylfarbe besteht hauptsächlich aus Pigmenten und Bindemitteln. Die Bindemittel bewirken, dass die Pigmente gleichmäßig in der Farbe verteilt sind, also keine Ansammlungen an der einen und keine Pigmente an anderer Stelle sind. Wasser kann das nicht, da Pigmente meist schwerer sind als Wasser und sich somit gar nicht gleichmäßig verteilen können. Wasser hebt die Bindung auf.
Mit einem Pouring-Medium erhöht ihr den Anteil des Bindemittels in der Farbe und ändert damit die Viskosität. Gebt ihr nun noch in kleineren Teilen Wasser für die perfekte Konsistenz hinzu, so schadet das der Mischung nicht. Die Farben behalten ihre Leuchtkraft, trotz erhöhter Fließfähigkeit.
Außerdem verzögert das Pouring-Medium etwas die Trocknungszeit, sodass ihr die Farben ohne Stress verteilen und nachbearbeiten könnt bis ihr zufrieden seid.
Medien gibt es in matt, seidenmatt und glänzend. Für mich sind das keine entscheidenden Kriterien, da ich als Abschluss immer noch eine Schicht Firnis bzw. Schutzlack über ein fertiges Werk ziehe. Da ist es unerheblich, ob das Medium glänzend ist oder nicht. Wer das nicht möchte, kann den Glanzgrad bei der Kaufentscheidung berücksichtigen.
Zusätze und andere optionale Dinge
Je nachdem, welche Technik ihr konkret anwenden wollt, können noch andere Utensilien oder Materialien dazukommen.
Für tolle Zellen kann man Silikon- oder Kokosöl verwenden. Bei der Air Technik benötigt man einen Strohhalm, einen dünnen Schlauch (z.B. aus der Aquaristik) oder einen Fön. Malmesser oder Folien werden zum Swipen benötigt, und so weiter.
Ihr seht, es gibt noch viel zu entdecken. Details erfahrt ihr in den Beiträgen zu den Techniken.



3. Farben vorbereiten
Die Farben vorbereiten bedeutet, die Farben zu verdünnen. Farbe + Pouring Medium + Wasser in veränderlichen Verhältnissen.
Es gibt unzählige Anleitungen bzw. Rezepte im Internet für die besten, die ultimativsten (ich weiß, ultimativ kann man nicht steigern…), sichersten Mischungen zum Pouren.
Das ist grundsätzlich nicht falsch, aber auch nicht ganz richtig. Oft wird vergessen zu erwähnen, dass sich das Rezept auf einen bestimmten Hersteller und dann auch noch auf das Produktsegment bezieht.
Jede Acrylfarbe ist anders in ihrer Zusammensetzung und ihrer Konsistenz. Und jeder Hersteller hat Farben für Einsteiger bzw. Studien, Farben im mittleren Segment und hochwertige, dickflüssige Farben. Und da haben wir den Salat. Benutzt man eine Farbe des mittleren Segmentes und eine des gehobenen Segmentes desselben Herstellers, muss man schon unterschiedliche Mischungen verwenden.
Der Weg aus der Misere ist die Konsistenz der fertigen Mischung. Nicht zu flüssig (wässrig), denn sonst hauen euch die Farben ab. Und natürlich nicht zu dick, denn sonst kann sie nicht fließen. Oft wird warmer Honig als Vergleich herangezogen.
Ich habe mir angewöhnt, die Standzeit der tropfenden Farbe auf der Oberfläche als Maß zu nehmen. Ihr rührt eure Mischung, bis alles wirklich homogen ist. Dann hebt ihr euer Rührstäbchen in eurem Becher etwas an. Die Farbe tropft / läuft vom Stäbchen wieder zurück und jetzt schaut genau hin.
Ist die Farbe zu dünn, geht sie ohne Verzögerung in die Farbe im Becher über. Ist sie zu dick, bleibt die Farbe auf der Oberfläche „stehen“ und nivelliert sich nur zögerlich. Eine gute, ich sage extra nicht „richtige“ Konsistenz, ist meiner Erfahrung nach, wenn ihr 21, 22 zählt und die Oberfläche im Becher ist wieder glatt.
4. Übersicht der Techniken
Die folgende Liste ist nicht abschließend, soll aber zumindest einen kurzen Überblick zu den Techniken geben. Dazu kommen meist noch Varianten und Weiterentwicklungen.
Grundsätzlich geht es beim Gießen darum, mehrere Farben übereinander, nebeneinander, miteinander (aber unvermischt), umeinander oder ineinander auf einen Malgrund zu bringen und sie dann zu verteilen bzw. die Farben auf dem Malgrund zur Interaktion zu bringen.
Die verschiedenen Techniken unterscheiden sich hauptsächlich darin, wie die Farben auf das Bild kommen und wie sie anschließend verteilt bzw. behandelt werden. So könnte man es vielleicht am besten und kürzesten zusammenfassen.
In den kommenden Wochen werde ich zu einzelnen Techniken mit ihren Abwandlungen und Weiterentwicklungen eigene Beiträge schreiben und dann hier Rückverlinken (Pink = Link). Dieser Beitrag würde viel zu lang werden oder die Ausführlichkeit würde darunter leiden.
2. Dirty Pour
3. Swipe Technik
4. Flip Cup
5. String Technik
6. Layered Pour
7. Lace Technik
8. Dendriten Technik
9. Dip Technik
10. Skins
11. Air Technik
12. Open Cup



5. Acrylic Pouring und Nachhaltigkeit
Wer schon das ein oder andere Video zum Thema Pouring gesehen hat, weiß, dass sehr viel mit Farbe rumgekleckst wird, viel Farbe auf der Unterlage landet, Plastebecher verwendet werden und so weiter.
Da mir das Thema Nachhaltigkeit wichtig ist, wie ihr wahrscheinlich im Blog und auch anhand meiner Produkte schon geahnt habt, möchte ich ein paar Dinge erläutern und ein paar Tipps geben, wie diese Technik mit möglichst wenig Verschwendung umsetzbar ist.
Nicht zu viel Farbe auf das Bild gießen
Nach ein paar Versuchen entwickelt ihr ein Gefühl, wie viel Farbe es wirklich braucht zum Fließen und um die Ränder zu bedecken. Lücken am Rand könnt ihr einfach mit dem Finger und den Farbtropfen von eurer Unterlage füllen. Die Farbe verläuft ja noch und man sieht das später nicht mehr.
Und wenn die Farbe auf der Leinwand nicht ausreicht, zum Beispiel an den Ecken, dann kann man immer auch nachgießen.
Reste verwerten
Reste der angerührten Farbe müsst ihr nicht wegschmeißen. BITTE! Macht einfach noch ein kleineres Bild oder ein ganz kleines. Dann habt ihr eine schöne Kleinigkeit zum Verschenken.
Falls ihr mal mehrere Bilder hintereinander, oder so wie ich Untersetzer, kreiert, bleibt es nicht aus, dass sich Farbpfützen auf der Unterlage summieren. Die bekommt man natürlich nur schwer wieder runter. Aber da eignet sich die Dip Technik. Eintauchen, trocknen lassen und zu etwas Neuem weiterverarbeiten. Meine Bilder „Splashes“ sind so entstanden.
Wiederverwenden
Schmeißt eure benutzten Becher und Rührstäbchen bitte nicht nach dem Pouren weg, sondern wascht sie ab und benutzt sie wieder und wieder und wieder bis sie tatsächlich nicht mehr zu gebrauchen sind. Das reduziert unsere Müllberge.
Gleiches gilt auch für die Unterlagen. Die kann man zwar nicht waschen, aber trocknen lassen und mehrfach benutzen.
Auch „misslungene“ Versuche / Bilder könnt ihr nach dem Trocknen wiederverwenden und einfach drüberpouren.
Habt ihr doch mal zu viel Farbe angerührt und gerade keine Zeit oder Lust noch ein kleines Bild damit zu pouren, dann füllt die verbliebene Farbe in kleine Schraubgläser. So trocknet sie nicht aus und ihr könnt sie für euer nächstes Projekt benutzen.
Lappen oder Lumpen statt Küchenrolle
Ich denke, die Überschrift ist selbsterklärend. Statt die unrettbar kaputten Sachen von euch oder euren Kindern in den Müll zu schmeißen, verwendet sie als Lappen. Wenn da die Farbe irgendwann nicht mehr herausgeht, können sie immer noch in den Müll wandern.
Ich hoffe, ich konnte euch einen informativen ersten Einblick in der Acrylic Pouring geben und lade euch ein, in den nächsten Wochen mehr zu erfahren.
hallole, könnte ich meine Frage stellen, wie ich verstehe kann welche Farben ich nacheinander im becher Gießen kann….wie verstehe ich jemals das Thema transparent, halb transparent, irisierend usw….was ist optimal miteinander um schöne klare leuchtende Farben zu bekommen…
Ich habe ein farbrad, allerdings blicke ich da nicht was ich dadurch besser machen kann
.nimmst du gesso als Grundierung und darauf sie Grundfarbe..
Wäre schön in Kontakt mit dir zu kommen
pouring faszinierte Grüße
iris