Inspiration und Ideen
Sehen, wahrnehmen, gestalten
Oder: Ein Plädoyer an euch selbst.
Inspiration ist der Wegbegleiter aller Kreativen. Manchmal ist man auf der Suche nach ihr, manchmal ist sie einfach da. Zumindest kann dieser Eindruck entstehen. Wer oder was jemanden inspiriert, ist natürlich eine rein subjektive Wahrnehmung – und genau das ist mein Thema, wenn es um Inspiration geht: Wahrnehmung, vor allem die Eigene.
Unsere Umgebung, der Alltag, die Natur, Menschen, Situationen halten alle so viel Inspirierendes bereit, wir müssen nur offen dafür sein und wahrnehmen. Und darüber hinaus uns selbst und unsere Reaktionen auf diese Einflüsse. Dabei gibt es keine Bewertung nach gut oder schlecht. Auch Ereignisse, Situationen oder Dinge, bei denen wir negative Emotionen verspüren, können inspirierend sein.
Der Begriff leitet sich aus dem lateinischen Wort „inspiratio“ ab, das Einhauchen bedeutet. Der erste Funken, der Ausgangspunkt von dem, was irgendwann mal eine Idee werden kann. Wobei Idee nicht gleich Inspiration ist.
Das bewusste Wahrnehmen der Dinge, die mich umgeben und die Freude daran, ist meine größte Inspiration. Das können Menschen sein bzw. Situationen oder der Weg zur Arbeit, der jeden Tag ein bisschen anders aussieht.
Sei es, weil die Jahreszeit wechselt oder weil heute etwas da ist, was gestern noch nicht da war oder andersherum, weil ein Fuchs ein Stück des Weges mit mir geht (wahre Geschichte!), mir ein Vogel auf die Schulter kackt oder ich ein Lächeln bekomme, weil ich danke sagte, als mir jemand Platz machte auf dem Bürgersteig.
Natur ist eine wundervolle Inspiration und unter Natur verstehe ich auch den Park in der Stadt oder den Balkonkasten. Ein guter Bildband ist auch immer toll. Farben, Formen und Strukturen, die Vielfalt ist so unglaublich. Den Blick schweifen lassen, Weite spüren, Stimmungen empfangen oder ganz nah rangehen. Ganz genau hinschauen, die Perspektive wechseln….
Die Liste lässt sich natürlich weiterführen: Reisen, Musik, Kunst, Kulturen, Gerüche – sehen, wahrnehmen, Ideen entwickeln, gestalten. Und mit gestalten meine ich nur einen künstlerischen Prozess, sondern auch euer sein, euren Alltag, euer Umfeld.
Eine beliebte Frage ist zum Beispiel: Wo nimmst Du nur Deine ganzen Ideen her? Ganz einfach, ich lasse es zu, dass ich inspiriert werde und arbeite – und dieses Wort ist absichtlich gewählt! – dann daran, bis eine tragfähige Idee daraus geworden ist.
Um aus dem Funken eine Idee zu entwickeln, braucht es in meinen Augen ein bisschen Mut und Zeit. Mut, sich keine Gedanken darüberzumachen, ob und wie Andere die Idee bewerten oder auch nur bewerten könnten. Das ist einer der größten Hemmschuhe, die es gibt: Die Angst davor, wie das Umfeld die Idee oder gar euch persönlich bewerten KÖNNTEN. Nicht sie werden es tun, sondern sie könnten.
Das ist ganz großes Kopfkino, das nur ihr selbst auflösen könnt. Wenn es euch guttut, ihr niemand anderem damit schadet, einschränkt oder sonst in irgendeiner Weise negativ belastet, dann probiert es aus und vertraut euch selbst. Nur so entwickeln wir uns weiter.
Habt Mut, eure Gedanken, seien sie noch so abstrus auf den ersten Blick, zu verfolgen. Und habt Mut, den Funken zu verwandeln.
Mit verwandeln meine ich: recherchieren, experimentieren, ausprobieren, warten, hinterfragen, zuhören, aufmerksam sein, wahrnehmen. Auch das eigene Lernen gehört dazu. Der Mut, sogenannte „Fehler“ zu machen, die eigentlich keine sind, denn Neues zu entwickeln, erfordert immer Versuche. Jeder Versuch bringt neue Erkenntnisse. Das ist etwas Positives!
In unserer leistungsorientierten Gesellschaft ist man schnell mit dem Wort „Fehler“ oder „falsch“, aber in meiner Welt kann ein Versuch kein Fehler sein, auch wenn ich nicht das erwartete Ergebnis erziele. Aber Erwartungshaltungen sind ein anderes Thema 😉
Manchmal bin ich auch in einer Situation, dass ich keinen Ansatzpunkt für aktives Arbeiten an einer Noch-nicht-Idee finden kann. Dann ist Zeit das entscheidende Kriterium. Mittlerweile kenne ich das schon, musste es allerdings auch lernen.
Wenn es mal keinen Ansatzpunkt gibt, dann lasse ich den Funken im Hinterkopf, gebe ihm Zeit, sich zu entwickeln und vor sich hin zu gären anstatt krampfhaft daran herumzudoktern. Letzteres hat bei mir noch nie dazu geführt, dass etwas Brauchbares daraus geworden wäre. Es hat nur Frust und Unzufriedenheit hervorgerufen.
Manche Ansätze verschwinden auch wieder, doch ich denke, dann soll das so sein. Andere, die den Gärungsprozess „erfolgreich“ durchlaufen haben, lösen sich beinahe von alleine. Eines Morgens stehe ich auf und auf einmal ist sie da, die Idee.
Da hat mein Unterbewusstsein so lange irgendwelche Erfahrungen oder andere Impulse, denen ich mir nicht aktiv bewusst war/bin, verknüpft und es fühlt sich wie eine spontane Idee an – was es natürlich nicht ist. Ich denke, das hat viel mit Vertrauen in mich selbst zu tun.
Bei dem Geschriebenen handelt es sich um meine ganz persönliche Sicht und meine Gedanken. Keine Anleitung, kein Anspruch auf Vollständig- oder Richtigkeit. Was sich in meiner kleinen Welt als richtig und gut für mich anfühlt, muss für euch noch lange nicht gelten.
Bleibt neugierig, offen und hört nicht auf zu lernen, vor allem über euch selbst. Mir hat das Schreiben und die Auseinandersetzung mit mir und diesem Thema sehr viel Freude bereitet. Und noch ein schönes Zitat zum Schluss:
„Ein anderes Wort für Kreativität ist Mut.“
Henri Matisse, Maler und Bildhauer
